Zauberberg / Corona
Ein weißer Din-A4-Zettel an der Zauberberg-Tür weißt auf die derzeitige Situation hin. Foto: Fabian Gebert

Würzburg

Club Zauberberg in Würzburg: Wir befürchten das Schlimmste

Während in dieser Woche weitere Corona-Beschränkungen gelockert wurden, sieht es für viele Gastronomen weiterhin zappenduster aus. Clubs, Kneipen und Bars bleiben weiterhin auf unbestimmte Zeit zu. In dieser Unsicherheit helfe auch den Wenigsten ein gastronomischer Nebenverdienst im Biergarten. Zu dem Schluss kommt Andreas Eder, Geschäftsführer des Clubs Zauberberg in Würzburg. Mit ihm sprechen wir über die Situation des Zauberbergs in der Veitshöchheimer Straße nach über drei Monaten ohne Clubbetrieb. .

Frage: Hi Andreas, wie geht es dem Club denn aktuell, wenn du ganz ehrlich sein kannst / willst?

Andreas Eder: Den Umständen entsprechend schlecht, kein Umsatz, aber weiter laufende Kosten, kein Perspektive. Auch wenn der Biergarten seit fünf Wochen wieder geöffnet ist, bleibt wenig Hoffnung. Die Bedingungen unter denen wir dort öffnen dürfen, lassen einen wirtschaftlichen Betrieb kaum zu.

Wie sieht momentan dein Alltag ohne Clubbetrieb aus?

Andreas Eder: Organisatorisches, Kosteneinsparungspotentiale ausloten, Gedanken um die Zukunft, aber positiv: viel Zeit für Sport und meine Familie mit Frau und drei Kindern. Und eben den Biergarten mit ein paar neuen Ideen und Konzepten zu betreiben. Zum Beispiel DJs die am Wochenende dort spielen, ein "BuildYourOwnBurger-Konzept" und vieles mehr.

Inwiefern nagt die Unsicherheit, wann und wie es weitergeht, an einem?

Andreas Eder: Das ist der Kern des Problems: mit einer Aussage wie:"ab Oktober habt ihr wieder normal geöffnet“ könnte ich zumindest konkret planen. Aber ohne das... 

Nimmt dein Club staatliche Hilfen in Anspruch? Wenn ja, wie sehen die aus?

Andreas Eder: Beantragt sind diese, gezahlt wurde bisher leider noch gar nichts. Kurzarbeit ist auch angemeldet aber die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Wir haben nach acht Wochen Soforthilfe bekommen. Diese ist inzwischen aber auch schon aufgebraucht und wir hoffen auf die neuen sogenannten Überbrückungshilfen - diese könnten uns eventuell ein Überleben auch bis zum Jahresende ermöglichen.

Was machen deine Mitarbeiter gerade, wenn der reguläre Betrieb ruht?

Andreas Eder: Ein kleiner Teil arbeitet an Instandhaltungsmaßnahmen, der Rest ist in Kurzarbeit beziehungsweise die Aushilfen in unbezahltem Urlaub. Inzwischen kann ein etwas größerer Teil im Biergarten arbeiten.

Gibt es Ideen bei dir, wie Geld verdient werden kann, auch wenn das noch monatelang anhält?

Andreas Eder: Das ist bei unserem Geschäftsmodell schwierig. Wir können den Club und die damit verbundenen Erlebnisse leider nicht „To-Go“ anbieten.

Spenden als Club generieren: No-Go oder ein gutes Mittel?

Andreas Eder: Eine Option - wenn auch eine der letzten.

Blick in die Glaskugel als Betroffener: Wann glaubst du, könnte es wieder weitergehen?

Andreas Eder: Ich befürchte das Schlimmste, weil wir eben davon leben, dass viele Menschen auf relativ wenig Platz eng miteinander in Kontakt sind. Vielleicht dürfen wir in der Form wie wir bisher geöffnet hatten, erst wieder 2021 oder 2022 öffnen. Inzwischen gehe ich davon aus, dass es vor 2021 auf keinen Fall wieder Club Öffnungen geben wird.

Wenn es weitergehen kann, mit großem Knall oder mit Zurückhaltung?

Andreas Eder: Den Takt geben die Politik beziehungsweise die Gesundheitsbehörden vor. Ich denke durch die monatelange Konditionierung werden die Menschen zukünftig zurückhaltender sein bei körperlicher Nähe. Den „großen Knall“, also das wirklich befreite Feiern kann es nur dann wieder geben, wenn es einen Impfstoff und Medikamente gegen Covid19 für alle gibt.

Was möchtest du ganz generell noch zu dieser Situation loswerden?

Andreas Eder: Die gesamte Gastronomie, immerhin ca. 2,5 Millionen Beschäftige und knapp 90 Milliarden Euro Jahresumsatz werden bisher allein gelassen von der Politik. Versprochene Hilfen kommen nicht an oder greifen zu kurz. Was bringt uns eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent, wenn dies zum einen nur auf Speisen gilt und zum anderen ja aktuell niemand etwas verkaufen kann? Wir verkaufen zu 95 Prozent Getränke - das macht erst recht keinen Sinn. Zumal diese Senkung ja auch begrenzt ist. Das ist Symbolpolitik, keine Hilfe. Und „Soforthilfen“ verdienen ihren Namen aktuell nicht!

Insgesamt kann ich für mich sagen: Das Leben geht weiter, die Prioritäten sind halt andere. Mir tut es Leid für unsere ganzen Mitarbeiter, DJs, Künstler, Zulieferer und weitere. Alle stehen von heute auf morgen mehr oder weniger vor dem Nichts. Man fragt sich da schon nach dem Sinn des Ganzen, ohne das Thema verharmlosen zu wollen. Aber ich befürchte, dass man sich in der Politik noch nicht wirklich über die Auswirkungen der aktuellen Grundrechtseinschränkungen Gedanken gemacht hat. Aktuell ist von den extremen Kräften an den politischen Rändern wenig zu hören, aber ich befürchte, dass sich das bald ändern wird und wir eine Spaltung in der Gesellschaft in noch größerem Ausmaß erleben werden. Angst war schon immer der Nährboden für Extremisten. Waren es bisher die geschürten Ängste vor „Überfremdung“, ist dann vielleicht die Angst vor Freiheitsentzug, Armut oder Krankheit.

Eine der letzten Partys in Würzburg vor dem Corona-Shutdown - "We love music" im Zauberberg:

Fotoserie

We love music

We love music
We love music
We love music

Du möchtest mehr von mainDing.de sehen? Dann folge uns fix auf Facebook, Snapchat oder Instagram!