Klimakiller Fleisch? Wir zeigen euch, wie es aussieht. Foto: Hendrik Schmidt (zb)

Würzburg

Wie schädlich ist unser Fleischkonsum eigentlich für das Klima?

Die Produktion von Fleisch ist schlecht für das Klima. An dieser Aussage gibt es wenig zu rütteln. Lecker ist es trotzdem und Verzicht meist keine befriedigende Alternative. Daher widmen wir uns guten Alternativen und haben acht Fakten zum Fleisch gesammelt.

1. Wie groß ist das Klimaproblem durch die Fleischproduktion wirklich?

"Der ökologische Fußabdruck der Fleischproduktion ist einfach schlecht", sagt Professor Heiko Paeth, Klimaforscher an der Universität Würzburg. "Fleisch macht uns mit erheblich größerem Aufwand satt als pflanzliche Nahrung." Die fünf weltgrößten Fleisch- und Milchkonzern verursachen mehr klimaschädliche Gase als der Ölriese Exxon, heißt es im Fleischatlas 2018 der Heinrich-Böll-Stiftung. Gerade Steaks und Käse sind schlecht für das Klima. Das liegt daran, dass Rinder bei der Verdauung reichlich Methan ausstoßen. Dieses Gas belastet das Klima 25-mal stärker als Kohlendioxid. 

2. Könnte das viele Fleischessen auch Auswirkungen auf unsere Gegend haben?

Unterfranken gilt als Hotspot des Klimawandels – damit gehen auch Hitzesommer und Dürreperioden einher. Für Unterfranken könnte also gerade der hohe Wasserverbrauch der Viehwirtschaft ein Problem werden, so Heiko Paeth."Wir werden in der Region in Zukunft ganz sicher weniger Wasser haben. Zugespitzt gefragt: Wollen wir aufs tägliche Duschen verzichten für Grillsteaks im Sommer?" Für die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch werden rund 15 000 Liter Wasser benötigt, für ein Kilo Geflügel 4000 Liter. Im Vergleich: Ein Kilo Kartoffeln braucht 210 Liter Wasser.

3. Wie sieht es denn generell mit dem Fleischkonsum in Deutschland aus?

Rund 60 Kilogramm Fleisch verzehren die Deutschen jährlich pro Kopf, heißt es in einem Jahresbericht der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. 1990 waren es noch etwa fünf Kilogramm mehr. Der Fleischverzehr sinkt also – aber sehr langsam. Am meisten wird in Deutschland Schweinefleisch gegessen (35,8 Kilogramm pro Kopf), darauf folgen Geflügel mit 12, 4 Kilogramm pro Kopf und Rindfleisch mit zehn Kilogramm pro Kopf.

4. Gibt es immer mehr Vegetarier und Veganer?

Der Ernährungsexperte und Wissenschaftsautor Bas Kast aus Rottendorf (Lkr. Würzburg) glaubt durchaus, dass die westliche Welt in Zukunft weniger Fleisch essen wird. Warum? Einerseits weil sich "unsere Empathie mehr und mehr auch auf die Tierwelt" erstreckt, meint Kast. "Das führt dazu, dass immer mehr Menschen hinterfragen, wo ihr Fleisch herkommt und ob das Tier gelitten hat." Neben dem ethischen Aspekt nehme aber auch das Bewusstsein für den Klimaschutz zu. "Die Veränderung kommt durch die jungen Leute." Eine vollständige Trendwende sei auf Grund der noch geringen Anzahl an Verbrauchern, die konsequent vegan oder vegetarisch einkaufen, nicht zu erwarten. Dennoch werden laut TÜV Süd immer mehr Fleischersatzprodukte gekauft.

5. Wie sieht es aus mit Zuchtfleisch aus dem Labor?

Auch Rindfleisch aus dem Labor könnte laut dem Ernährungsexperten Bas Kast dazu beitragen, dass weniger konventionelles Fleisch konsumiert wird. Laborfleisch sei wegen der hohen Herstellungskosten derzeit zwar noch "Zukunftsmusik", werde aber immer billiger. Doch das künstlich gezüchtete Fleischgewebe habe ein Imageproblem, so Kast. "Die Leute haben noch diese Igitt-Reaktion." Dabei stamme das Laborfleisch immerhin aus kontrollierten Bedingungen, ohne Infektionen und den Einsatz von Antibiotika, so Kast. "Und es werden keine Tiere dafür gequält." Angeblich soll das Laborfleisch 2020 konkurrenzfähig mit der klassischen Fleischproduktion werden. 

6. Womit haben unsere Landwirte in Unterfranken zu kämpfen?

Vegetarische oder vegane Ernährung bereite den unterfränkischen Viehhaltern bislang noch keine Probleme, sagt Stefan Köhler vom Bauernverband. Es seien die globalen Märkte, die den Landwirten zu schaffen machen. "Wenn unsere Produktion zu teuer ist, wird das Fleisch günstig importiert", sagt Köhler. Billiger sei das Fleisch aus dem Ausland aber nur, weil es dort weniger gesetzliche Standards gebe. In Unterfranken setzen Landwirte laut Köhler daher zukünftig eher auf Bio-Produkte und regionale Angebote. "Wir werden eine hochpreisige Nische bedienen. Diese ist klein, aber wirtschaftlich."

7. Ist das Fleisch, das hier produziert wird, besser fürs Klima?

Für Heiko Paeth ist der Kauf von regionalem Fleisch ein Schritt in die richtige Richtung: "Wenn wir schon Fleisch essen, ist es sinnvoll, dieses aus heimischen Gefilden zu kaufen, weil nicht auch noch ein hoher Transportaufwand dazu kommt, der ebenfalls das Klima beeinflusst." Ein weiterer Vorteil: für Wurst und Fleisch aus der Region werden keine Tropenwälder gerodet, um zusätzlichen Platz für die Viehhaltung zu gewinnen.

8. Könnte Unterfranken seinen eigenen Fleischkonsum decken oder reicht das nicht aus?

Selbst wenn alle auf Regionalität achten würden: Alleine mit Fleisch aus Unterfranken könnte der derzeitige Bedarf in der Region nicht gedeckt werden, vermutet der Bezirkspräsident des unterfränkischen Bauernverbands. Bayernweit sieht die Lage etwas anders aus. Zumindest der Bestand an Rindern würde ausreichen, damit sich alle Bürger regional ernähren könnten. Beim Schweinefleisch hätte es nicht ganz gelangt. Hier lag der Selbstversorgungsgrad bei 97 Prozent, berechnet mit einem Verbrauch von 49,5 Kilogramm pro Kopf.

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