Mit einem „Sitz Open Air“ möchte Tanzinsel-Veranstalter Sebastian Kunz in Würzburg am kommenden Wochenende neue Wege gehen. Denn eine Vielzahl seiner Events, darunter einige Exit-Festivals in Wertheim und Coburg, muss wegen des Coronavirus im Sommer 2020 ausfallen. Ein herber Rückschlag für seine Eventfirma.
DJ Karotte am Pfingstsonntag auf dem Bürgerbräugelände gebucht
Um seiner Linie dennoch treu zu bleiben, buchte Kunz kürzlich für ein neuartiges Exit-Event einen seiner liebsten Techno-Acts: DJ Karotte. Der Frankfurter spielte bereits viele Male in Würzburg und soll auch am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020, neben einem lokalen DJ auf dem Bürgerbräugelände zu hören sein. Um diesen Sitz-Rave, ein Open Air mit elektronischer Musik im Biergarten an Tischen, durchführen zu können, muss der Tanzinsel-Macher sämtliche Corona-Regelungen einhalten.
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Hat die Konkurrenz den Sitz-Rave verpfiffen?
Laut eines öffentlichen Facebookpostings habe das Ordnungsamt Kunz informiert, dass ein ihm unbekannter Konkurrent das Amt gebeten habe, das Gesundheitskonzept zu prüfen. Das Würzburger Ordnungsamt bestätigte diese Schilderung auf Anfrage der Redaktion. Da man laut Kunz mit einem höheren Standard als den vorgeschriebenen Corona-Auflagen unterwegs sei, spiele das für die Veranstaltung am Sonntag zwar keine Rolle, ärgerlich sei dieses Vorgehen dennoch.
Wir sprechen mit dem Chef der Tanzinsel- und Exit-Events über die offenbar harten Bandagen der Szene.
Frage: Sebastian, du veranstaltest einen Rave im Sitzen. Sieht das eher nach Biergarten aus oder tanzen die Leute auf den Tischen?
Sebastian Kunz: „Wir nennen es den 'Biergarten 2.0'. Der Unterschied ist eigentlich lediglich die Vermarktung. Es gibt ganz normal wie in jeder anderen Gastronomie eine Hintergrundbeschallung.“
Du hast Karotte gebucht, ein regelmäßiger Gast bei deinen Veranstaltungen. Was verbindet euch?
Sebastian Kunz: „Peter ist einfach ein super Typ! Er war sofort von der Idee begeistert und fand die Vorstellung vom 'Sitz Open Air' witzig. Nachdem wir kurz telefoniert haben, ging die Planung auch schon weiter.“
Sind die beiden DJs an diesem Sonntagnachmittag eher chillig unterwegs oder gibt’s Techno auf die Tüte?
Sebastian Kunz: „Klassischen Techno wird es eher nicht geben. Ich finde, dass es im Sommer tagsüber auch mit 'Beach-Club-Musik' super unterhaltsam sein wird.“
Im Vorfeld kam es ja zu einer unschönen Nummer: Ihr wurdet verpfiffen?
Sebastian Kunz: „Ich würde es nicht unbedingt verpfeifen nennen. Wir möchten ja nichts verheimlichen oder anders machen als die Vorschriften erlauben. Ich denke eher, dass es bei Konkurrenten negativ aufstoßen kann, wenn ein neues Konzept aufgeht. Schade, aber das passiert leider.“
Was geht dir dabei durch den Kopf, wenn du sowas mitbekommst?
Sebastian Kunz: „Ich bin eigentlich ein sehr gutgläubiger Mensch und sehe in jedem erst mal nur Positives. So eine Aktion zeigt mir aber auch deutlich, dass die Welt nicht nur rosarot ist. Dennoch bestätigt es auch eine gute Arbeit unsererseits. Karma hat bei uns bis jetzt alles geregelt und darauf vertrauen wir weiterhin.“
Ihr habt diese Prüfung des Ordnungsamts öffentlich gemacht. Warum?
Sebastian Kunz: „Wir möchten damit auch andere wachrütteln, dass man lieber versuchen sollte eigene Ideen zu kreieren, anstatt andere schlecht zu machen. Außerdem haben wir nichts zu befürchten, da wir Konzepte etc. vorlegen können.“
Ist es gängig, mit so harten Bandagen in der Festival-Szene zu kämpfen?
Sebastian Kunz: „Ja. Das ist leider normal und kommt immer wieder mal vor. Aber mit der Zeit wächst man damit auch. Unser Ziel ist es immer loyal zueinander und besonders zu Mitbewerbern zu sein.“
Keine Tanzinsel, kaum Exit-Events, keine Organisation für Sven-Väth-Veranstaltungen: Was bedeutet das gerade für euer Unternehmen?
Sebastian Kunz: „Wir haben dieses Jahr rund 98 Prozent Umsatzeinbußen und sind selbstverständlich traurig, dass viele tolle Festivals nicht wie geplant stattfinden können. Aber wir möchten nicht nur traurig sein und suchen immer nach einer Lösung. Wir haben jetzt zumindest Zeit, dass wir noch stärker aus dieser Krise zurückkommen. Für uns ist das Wichtigste, dass wir unsere tollen Mitarbeiter halten können, da wir wirklich wie eine Einsatztruppe zusammengeschweißt sind und auch 2021 noch tolle Kämpfe zusammen bestreiten möchten.“