Mit einem relaxten Urlaub am Strand oder der lange geplanten USA-Reise wird wohl auch 2021 nichts. Wohin also mit den Urlaubstagen, wenn noch nicht einmal im Mai absehbar sein wird, wohin es gehen kann. Damit sich zum Jahresende kein Urlaub staut, haben wir uns mit Arbeitsrechtsexperte Steffen Hillebrecht von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) unterhalten.
Frage: Herr Hillebrecht, sollten wir gerade besser Urlaub ansparen oder nicht?
Steffen Hillebrecht: Da muss man erst einmal zwei Personenkreise unterscheiden: Wir haben Betroffene mit Kindererziehungspflichten, die ihren Urlaub vor allem dafür aufbrauchen, dass sie Homeschooling sicherstellen können. Diejenigen wiederum, die ihren Urlaub ansparen, weil sie ihr Betrieb nicht gehen lassen will oder weil sie wegen der Reisebeschränkungen keinen Urlaub nehmen wollen, die haben jetzt natürlich eine blöde Situation.
Was also tun?
Steffen Hillebrecht: Es ist dringend erforderlich, dass man jetzt mit dem Arbeitgeber eine Regelung trifft, ob der Urlaubsanspruch verfällt, ob man ihn nach hinten verschieben kann oder ob er in Geld ausgezahlt wird – was aber immer eine zwiespältige Sache ist, weil es eigentlich laut Bundesurlaubsgesetz nicht erlaubt ist. Zu denken wäre auch daran, ob er am Ende für ein Sabbatical genutzt werden kann.
Ein Sabbatical ist ja eine Auszeit vom Job. Das könnte gerade vielen Leuten, denen die Krise auf die Psyche schlägt, gut tun. Was sollte man beachten, wenn man als Arbeitnehmer mit dem Gedanken spielt?
Steffen Hillebrecht: Es ist klug, sich sowohl die eigene Arbeitsbelastung der nächsten Wochen als auch die Arbeitsbelastung der Kolleginnen und Kollegen im direkten Arbeitsumfeld vor Augen zu führen. Es lohnt sich, ein kleines Soziogramm aufzumalen mit den Informationen, wer wann welche Auslastung hat. Dann hilft nichts anderes als eine enge Abstimmung im engen Kollegenkreis: Wer braucht wann seine Auszeit? Wenn jemand allein auf seine Auszeit pocht, wird kein Chef auf diese Bedürfnisse eingehen können.
Und ist da das Sabbatical oder einfach ein unbezahlter Urlaub der bessere Weg?
Steffen Hillebrecht: Am einfachsten wird die Bitte um einen unbezahlten Urlaub sein. Denn der Arbeitgeber hat da keine Kosten mehr. Beim Sabbatical stellt sich für den Chef die Frage: Wann kommt der Mitarbeiter zurück, wie kommt er zurück? In der Zwischenzeit muss das Unternehmen die Sozialleistungen tragen. Ein Sabbatical braucht außerdem drei, vier Monate Vorbereitung, damit man bei der Rückkehr keine verbrannte Erde im Büro vorfindet. Ein unbezahlter Urlaub setzt allerdings voraus, dass man ein gut gefülltes Sparkonto hat.
Wir haben April. Bis wann sollten solche Gespräche und auch die allgemeine Urlaubsplanung besprochen werden?
Steffen Hillebrecht: Bis gestern. Denn normalerweise muss das bis 31. März geklärt sein. Das heißt, dass Beschäftigte jetzt nur auf den guten Willen des Arbeitgebers hoffen können. Und darauf, dass er kein Interesse hat, wichtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verärgern.