Kopf an Kopf in gefüllten Stadien, Zelt an Zelt auf Campingplätzen, Fuß an Fuß in der Schlange an der Street-Food-Bude. Was für Fußball-Fans während der EM 2020 wieder ein stückweit zur Realität wurde, ist für Konzertliebhaber:innen noch immer unvorstellbar. Statt schwitzen, singen und klatschen in Clubs und Hallen, müssen Kulturfans nach draußen ausweichen.
Bierbänke statt Pogo im Nürnberger Hirsch
So finden sich statt bis zu 800 Besucher:innen im Club nur 150 Menschen im Biergarten der Nürnberger Venue "Hirsch" zusammen. Ob sich das rentiert?
"Da kann man aber nicht kostendeckend arbeiten. Das geht nicht", sagt Concertbüro-Chef Peter Harasim zum Bayerischen Rundfunk. "Es gibt Hilfsprogramme, die unser Tun und Werkeln unterstützen. Wenn es die nicht gäbe, würde es auch die derzeitigen Veranstaltungen nicht geben."
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich die Regeln für kulturelle Veranstaltungen immer wieder geändert. Es fällt schwer, ein konstantes Erfolgsrezept zu finden. Jedoch lassen sich Musikveranstalter:innen nicht unterkriegen – und profitieren von ihrer Kreativität. Zu den Strandkorb-Open-Airs am Dutzendteich in Nürnberg dürfen mittlerweile bis zu 1.500 Zuschauer:innen kommen. Deutsche Künstler:innen wie Michael Mittermeyer, Doro oder Gentleman lassen dort ein wenig Normalität aufkommen.
Das E-Werk in Erlangen zieht es auf die Insel
Das Erlanger Kulturzentrum "E-Werk" zieht es zwangsweise ebenso unter den freien Himmel. Für kleine Veranstaltungen steht der Biergarten zur Verfügung. Sind größere Events geplant, geht es auf die Kulturinsel Wöhrmühle. Programmverantwortlicher Holger Watzka gibt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zu, dass die Planungen dafür manchmal recht waghalsig gewesen seien. Manchmal seien Karten schon in den Vorverkauf gegangen, ohne zu wissen, wie viel Publikum erlaubt sein wird.
Trotz der vielen frischen Luft in der Corona-Pandemie, ist in der Veranstaltungsbranche noch immer ein langer Atem gefragt. Viele große Konzerte sind auf 2022 verschoben. Für viele Zuschauer:innen könnten Bierbank und Strandkorb auf Dauer nicht genug sein. Der Unterschied zum letzten Jahr: Immerhin konnten sich Künstler:innen bereits besser an ein sitzendes Publikum gewöhnen.