Undercut auf zwei Millimeter getrimmt, saubere Kanten, perfekt geschnittenes und gestyltes Deckhaar. So sehen gerade – mitten im anhaltenden Lockdown – nicht nur einige Spieler der Würzburger Kickers aus. Nahezu der gesamte Profifußball der ersten drei Ligen hat die Haare schön. Wie kann das in einer Zeit sein, in der Friseure ihre Tätigkeit aufgrund der Pandemie nicht ausüben dürfen?
Trotz wochenlangem Lockdown: Frisuren, die vermeintlich nur vom Profi kommen können
Den Umstand kritisiert auch der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks. In einem offenen Brief, der an den Deutschen Fußball-Bund gerichtet ist, heißt es: „Mit großer Verwunderung mussten wir daher an den vergangenen Spieltagen feststellen, dass ein Großteil der Fußballprofis sich mit frischgeschnittenen Haaren auf dem Platz präsentierte.“ Man habe eine Menge einrasierte Scheitel und saubere Konturen gesehen. Kurzum: „Frisuren, die nur professionelle Friseurinnen und Friseure mit Profi-Equipment schneiden können."
Eine ganze Branche komme damit in Verruf. „Der Unmut gegenüber topgestylten Fußballern, und in der Folge Kundenanrufen, die zu Schwarzarbeit und Regelverstößen wie Hausbesuchen überreden wollen, wächst", schreibt der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks.
Pressestelle der Kickers äußert sich nicht zu Frisuren der Spieler
Kommt es im Lager der Würzburger Kickers zu Schwarzarbeit von Friseuren? Die Pressestelle der Kickers möchte sich auf Anfrage von main-ding.de zum Sachverhalt nicht äußern.
Schick wie eh und je präsentierten sich einige Zweitliga-Spieler aus Würzburg und Braunschweig bei der Partie am vergangenen Freitag:
Fotoserie
FC Würzburger Kickers - Eintracht Braunschweig
Knapp fallen auch die Antworten der beiden anderen fränkischen Profivereine, dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Greuther Fürth aus. "Unsere Spieler verhalten sich vorbildlich. Sie halten sich alle an die Regeln", wird Christian Bönig, Medienchef der Nürnberger Zweitligisten auf nordbayern.de zitiert. Eine ähnliche Antwort gibt es auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft aus Fürth. Hier werden die Anzweiflungen des Friseurverbandes eher als populistisch empfunden.
Nürnberger Friseur erhielt Anfragen für Beratungen
Und bei den ausführenden Friseuren selbst? In Nürnberg äußerte sich Soner Postalli gegenüber den Nürnberger Nachrichten, der einige der Spieler aus Nürnberg und Fürth in der Regel hübsch macht. Er habe zwar Anfragen erhalten, diese seien aber eher beratend gewesen.
Schneiden die Partner jetzt immer die Haare der Profis?
Wie kommt es also, dass die Frisuren der Profifußballer so gut und frisch geschnitten aussehen, während die Friseure untätig Zuhause sitzen müssen? Darauf meint Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VdV, eine Antwort zu haben. Er sagte sinngemäß, dass schließlich auch Ehefrauen und Freundinnen nicht nur Frisuren kaputtmachen, sondern diese eben auch talentiert gestalten könnten.