Weihnachten Corona
Wer vernünftig Weihnachten feiert, wird dieses Jahr nicht allzu vielen Verwandten und Bekannten begegnen. Das kann eine echte Chance sein! Foto: Volodymyr Hryshchenko (Unsplash)

Würzburg

Weihnachten in der Corona-Krise: Wird es jetzt endlich besinnlich?

(Kommentar) Endlich ist es wieder soweit. Die ganze Familie sitzt versammelt unterm Weihnachtsbaum. Es wird gelacht, getrunken und vielleicht sogar gesungen. Im Hintergrund läuft Weihnachtsmusik. Und alle sind überaus glücklich, dass sie einander haben. Mit Sorgfalt ausgesuchte Geschenke werden ausgetauscht. Jeder hat füreinander warme Worte übrig. So wünschen wir es uns an Weihnachten. Doch 2020 wird Weihnachten nicht so sein, wie wir es kennen. Was wie Musik in den Ohren des Grinch klingen dürfte, ist für andere eher, wie das 57. Mal „Last Christmas“ im Radio zu hören. Enttäuschend und unerträglich.

Doch vermutlich ist das Fest der Liebe in vielen deutschen Haushalten gar nicht so liebevoll, wie eben beschrieben. Ziemlich sicher sogar ist Weihnachten vielmehr so: Hektisch von A nach B düsen, um jedem gerecht zu werden – außer sich selbst. Beim Familienessen am Heiligabend lächelt man den Stress weg und überschminkt sich den innerlichen Zyniker, den man in sich 24 Tage lang herangezüchtet hat.

Corona ist für Weihnachten schlimmer als der Grinch

Zwischenrein quetscht man noch die alljährliche Friends-Reunion. Nur um in den immer gleichen Erinnerungen zu schwelgen und sich auch mit Ende 20 noch nicht völlig erwachsen zu fühlen. Geschiedene Elternpaare oder eine weitere Familie des Partners sind wie das Lametta auf dem Plastikbaum. Schließlich will jeder in den zweieinhalb Tagen besucht werden. Von der Besinnlichkeit bleibt da nicht viel übrig.

Aber dieses Jahr wird das anders sein. Die Corona-Pandemie hat die Welt 2020 ordentlich erschüttert. Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz und soziale Distanz sind zu unserem neuen Alltag geworden. Das Coronavirus ist für das Weihnachtsfest schlimmer als der Grinch. Corona hasst Weihnachten zwar nicht, aber es nimmt uns im schlimmsten Fall unsere Liebsten. Wie Weihnachten 2020 mit Corona-Auflagen aussehen wird, kann niemand genau sagen. Fest steht: Wir alle mussten dieses Jahr auf einiges verzichten – das wird im Dezember nicht anders sein.

Wie uns soziale Distanz an Weihnachten näher bringt

Leider ist es durchaus denkbar, dass es ein einsameres Weihnachten als sonst wird und wir allerhöchstens nur digital gemeinsam feiern. Doch trotz Corona – oder gerade deswegen – wird Weihnachten 2020 zu einer Chance. Vielleicht bekommen wir jetzt endlich dieses besinnliche Fest, von dem wir ständig reden. Weniger Konsum, kein Stress, keine gehetzten Familienbesuche. Stattdessen: ehrliche Sehnsucht nach gemeinsamer Zeit. Besuche bei den Großeltern sind nicht länger eine lästige Verpflichtung, sondern das Highlight. Wir wollen jede Minute der Umarmungen der Tante auskosten, die viel zu viel Parfum aufgetragen hat, das die restlichen Feiertage an den eigenen Haaren haften bleibt. Wir freuen uns auf das nächste, selbstgemalte Bild des Neffen, auf dem man eher einer übergewichtigen Qualle ähnelt als dem eigenen Spiegelbild, weil dieses Quallen-Ich immerhin über das ganze Gesicht strahlt.

Weihnachten 2020 fällt fast aus – und jetzt?

Dieses Jahr mag der wohl größte Wunsch des Grinch in Erfüllung gehen: Weihnachten fällt aus. Aber hoffentlich erinnern wir uns künftig an die Sehnsucht, die wir heuer verspüren. Dann wird es beim nächsten Weihnachtsfest ohne Corona-Krise anders. Dann wird aus einem „Ich muss meine Familie besuchen“ ein „Ich will“. Dann erleben wir Weihnachten endlich wieder als das, was es eigentlich ist: ein besinnliches Fest der Liebe.

Du möchtest mehr von mainDing.de sehen? Dann folge uns fix auf Facebook, Snapchat oder Instagram!