Die Betreiberin des Cafés Sturbock Jennifer Niebling macht ihrem Ärger über unfaire Google-Bewertungen Luft. Foto: Thomas Obermeier

Würzburg

Würzburger Café-Besitzerin platzte nach unfairer Google-Bewertung der Kragen

„Leider kann ich über den Kaffee im Sturbock nichts sagen, da 15 Min vor Ladenschluss die Kaffeemaschine schon aus war. Als wir 1h später nochmal am Café vorbeigelaufen sind, waren die Mitarbeiterinnen noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Wie wäre es, wenn ihr die Kaffeemaschine einfach als Letztes putzen würdet?“ – Google-Bewertung mit einem Stern, Anonym über das Café Sturbock in der Münzstraße in Würzburg.

Dieser Kommentar bei Google während der Corona-Pandemie brachte für Sturbock-Betreiberin Jennifer Niebling das Fass zum Überlaufen. Auf Instagram veröffentlichte sie daher ein emotionales Statement und brach in Tränen aus. „Ich kann so ein Verhalten nicht nachvollziehen“, beklagte sie im sozialen Netz.

Über eine Woche nach der schlechten Bewertung und ihrem Gefühlsausbruch ist Niebling noch immer aufgebracht. Auch wenn sie betont, dass „wir in der aktuellen Zeit einfach alle dünnhäutiger sind“, kann sie den anonymen Hass nicht verstehen. Google sei dabei eines der maßgeblichen Portale, das unfaire Bewertungen bei Einzelhändlern und Unternehmen ungeprüft zulasse.

Viele Rückmeldungen erhalten: Kleidungsgeschäft soll durch Google-Bewertungen erpresst worden sein

„Ich habe auf meinen Appell viel Feedback von Kollegen aus der Branche erhalten. Aber auch Kleidungsgeschäfte und Tattoo-Studios haben mich angeschrieben und ihre Erfahrungen geteilt. Ein Kleidungsgeschäft wurde beispielsweise von Kunden durch Google-Bewertungen erpresst. Wenn das Kleidungsstück nicht umgetauscht werde, würde es eine schlechte Bewertung geben“, sagt Niebling im mainDing-Interview am Mittwoch. Sie fragt sich: „Warum werde ich beispielsweise schlecht bewertet, wenn Wespen vor dem Laden herumfliegen? Das hat doch gar nichts mehr mit mir zu tun.“

Nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr sei sie überhaupt froh, noch da zu sein. „Ich dachte, wir gehen da als Gemeinschaft durch“, sagt die Café-Besitzerin. Doch auf Google sei davon nicht viel zu spüren gewesen. „Warum kann man Kritik nicht direkt ansprechen und muss diese anonym veröffentlichen? Ich glaube, es knallt. Das ist feige.“

Die negative Kaffeebewertung, die ihrem Café in Würzburg nur einen Stern von fünf möglichen verlieh, sei ein Zeichen, dass man Unzufriedenheit sehr lange mit sich herumtrage. Ganz generell sagt Niebling über schlechte Bewertungen: Wer einen kalten Kaffee direkt beklage, hätte die Chance, einfach einen frischen zu bekommen. Dann müsse man seinen Unmut nicht mit sich herumschleppen, bis man ihn dann mit einer negativen Bewertung im Netz bekämpfe.

Nach emotionalem Statement: Viel Zuspruch und eine Reihe Fünf-Sterne-Bewertungen

Der Gang an die Öffentlichkeit hinsichtlich negativer Online-Bewertungen in einer so schwierigen Zeit für Gastronomen wie dieser, brachte Jennifer Niebling aber auch Positives: In den vergangenen sieben Tagen erreichte das Café nicht nur viel Zuspruch über Social Media. Auch ihr Café erhielt zum Ausgleich für die schlechte Ein-Stern-Bewertung eine Menge Google-Bewertungen, die ihrem Sturbock fünf Sterne - also die Maximalbewertung - gaben.

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