Frühjahrsvolksfest - Hettstadter Musikanten
Das Frühjahrsvolksfest in Würzburg lockt 2023 wieder Zehntausende auf die Talavera. Foto: webflasher

Würzburg

Frühjahrsvolksfest: Welche Lieder die Stadt Würzburg konsequenterweise verbieten müsste

Layla ist schöner, jünger, geiler. Und ihre kleine musikalische Schwester Olivia zeigt erst ihre Brüste und geht anschließend offenbar mit jedem in die Kiste. Bekannt ist das durch zwei Bierzeltlieder aus dem vergangenen Jahr, die extreme Wellen schlugen. Kern des gesellschaftlichen Bebens war neben dem Inhalt der Songs aber auch eine Entscheidung der Stadt Würzburg, die als Veranstalter des Frühjahrsvolksfestes auftritt. Sie untersagte in Absprache mit der Würzburger Hofbräu, die das Festzelt betreibt, sexistisches und rassistisches Liedgut. „Layla“ und „Olivia“ waren aus dem Bierzelt verbannt, nachdem bereits zuvor das Spielen des Donauliedes untersagt wurde. Dort wird eine Vergewaltigung in Zeilen besungen wird, die zum gemütlichen Schunkeln einladen.

Frühjahrsvolksfest 2023: Das erwartet uns 

Die aufgezählten Lieder darf es auch heuer nicht auf den Volksfesten auf der Talavera in Würzburg zu hören geben. Die Stadt bleibt bei den 2022 festgelegten Richtlinien, berichtete die Main-Post zum Wochenstart. Trotz Gegenwind von vielen Seiten. So schreibt der Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann: „Im letzten Jahr war ein behördliches Verbot schon eins zu viel. Es war ein zu scharfes Schwert für ein Volksfestzelt. Diese Praxis wird jetzt leider fortgesetzt. Das ist sehr bedenklich.“ Es gehe um Grundrechte, es gehe auch darum, dass eine Gesellschaft den Umgang mit Liedern, die manche als unanständig und geschmacklos empfinden, selbst finden muss. Kunstfreiheit bleibt Kunstfreiheit, wohl aber nicht in Würzburg?

Was ist mit anrüchigen Liedern, die nicht konkret benannt sind?

Sind das Donaulied, Layla und Olivia nur der Anfang oder lediglich eine deutlich benannte Speerspitze von möglicherweise sehr viel mehr anrüchigen Liedern, die in der Konsequenz des Verbots „sexistischer Lieder“ ebenfalls nicht gespielt werden dürfte? Die Redaktion hat Liedgut gesammelt, bei der interessant wäre, wie es die Stadt mit diesen Bierzelt-Hits hält?

Layla-Verbot in Würzburg: Stimmen aus dem Netz

Sexismus - eine Definition zum Verständnis der folgend genannten Lieder

Um zu verstehen, warum diese Lieder sexistisch gedeutet werden können, ist eine Definition von Sexismus nötig: „Sexismus bedeutet die Benachteiligung, Abwertung, Verletzung und Unterdrückung einer Person oder einer Gruppe aufgrund des Geschlechts. Sexismus ist auch die Vorstellung, dass Geschlechter eine Ordnung oder Reihenfolge haben. Zum Beispiel die Vorstellung, dass Männer mehr wert sind als Frauen." So ist es von der Bundeszentrale für politische Bildung zu lesen. Sexismus drückt sich nicht nur in Handlungen, sondern auch in Worten aus. Er ist diskriminierend.

Diese Lieder können ebenfalls sexistisch oder unangemessen gedeutet werden:

  • Joana (du geile Sau) von Peter Wackel – nein, sie ist nicht einfach nur dafür geboren, um Liebe zu geben und sicherlich kein geschlechtsreifes Schwein
  • Lieschen, Lieschen von den Alpenrammlern – Lieschen hat auf dem Rasen nichts verloren, vor allem nicht, wenn Oralverkehr in einer männlichen Dominanz wie dieser besungen wird
  • 20 Zentimeter von Möhre - auch Männer dürfen nicht für die Länge ihres besten Stücks benachteiligt werden
  • Und es war Sommer von Peter Maffay – kein der Definition nach klassisch sexistischer Inhalt, aber die Andeutung von Sex zwischen einer 31-Jährigen und einem minderjährigen jungen Mann dürfte zumindest fragwürdig sein
  • Zweimal nein heißt einmal Ja von Sigrid und Marina - zwei Frauen singen über vermeintlich verwirrenden Aussagen von Frauen, wenn es um sexuellen Konsens geht. Im Fachjargon wird hier von internalisierten Mysogonie gesprochen, sprich, dass Frauen sich sexistisch gegenüber Frauen äußern, um Männern besser zu gefallen
  • Geh mal Bier holn von Mickie Krause – reduziert Menschen, der Vermutung nach Frauen, auf ihr Äußeres, das man sich erst wieder ‚schönsaufen‘ muss
  • Sie hatte ganz ganz dicke T***** von Los Cobayos – nein, Schlittenfahren auf weiblichen Brüsten ist definitiv nicht in Ordnung
  • Anna-Lena von Deejay Matze – ganz ähnliche Situation wie bei Layla, Anna-Lena habe einen „geilen Arsch“, „geilen Blick“ und sei ein „geiles Stück“, Reduktion auf Äußeres ist in dieser Form sexistisch

Als Sänger Roland Kaiser die "Jugend in den Händen" hielt

Die junge, verbotene Liebe, die sich oft auch am Rande der Legalität bewegen dürfte und auch geschlechtliche Machtverhältnisse beinhalten, zu denen schunkeln heute auch noch viele Großeltern beseelt mit. Ein Beispiel gefällig? „Santa Maria“ von Roland Kaiser, der, mit der sonnig-heißen Azoren-Insel Santa Maria im Kopf, „nachts an deinen schneeweißen Stränden, hielt ich ihre Jugend in den Händen“ sang. Was darf da, was geht nicht? Für Politiker wie Andrew Ullmann oder auch viele Kommentatoren unter letztjährigen Postings von Würzburg erleben und der Main-Post ist die Sache klar: Auch geschmackloses darf sein, wenn es in den Bereich der Kunstfreiheit fällt. Ein Verbot von grundgesetzlich verankerten Rechten gehe so nicht, auch wenn die Stadt nach Erscheinen dieses Artikels schriftlich anmerken ließ, dass es sich um kein "hoheitliches Verbot" von "Layla" und "Olivia" handle.

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