Ein lebensgefährlicher Vorfall überschattete den "Odeon Royale"-Geburtstags des Würzburger Clubs Odeon: Als dort am Wochenende die Theke mit hartem Alkohol übergossen und angezündet wurde, traf offenbar beim Nachlegen der Feuershow der Strahl aus einer Schnapsflasche einen Gast, der daraufhin in Flammen aufging. Das Video dieses Unfalls macht seit Sonntag die Runde. Es zeigt nicht nur einen im Gesicht und am Oberkörper brennenden Mann mit weißem Polohemd, sondern auch zwei Barkeeperinnen, die verzweifelt versuchen, den Gast mit einem Cocktailglas zu löschen.
Odeon wollte zunächst regulären Betrieb ab Mittwoch fortsetzen
In vielen WhatsApp-Gruppen und anderen sozialen Netzwerken forderten Kommentatorinnen und Kommentatoren, den Club schnellstmöglich zu schließen und den Betreiber zu belangen. Das Odeon hingegen wollte zunächst diese Woche mit regulärem Clubbetrieb fortfahren. Daraus wurde nach einer Ortsbegehung nichts, die Main-Post berichtet von festgestellten Mängeln, Frank Knüpfing habe als Betreiber die Schließung freiwillig angeboten.
Odeon veröffentlichte Statement am Dienstagabend
Nachdem am Montag noch das Wochenprogramm ohne einen Hinweis auf den Vorfall am Wochenende veröffentlicht wurde, nachweislich Kommentare gelöscht und letztendlich auch das Posting entfernt wurde, zog der Club am Dienstagabend mit einem Statement nach: "Wir stehen selbst noch unter Schock und können kaum fassen, was am Samstag in der Odeon Lounge an einer unserer Bars passiert ist", schreibt Betreiber Frank Knüpfing und sein Team.Die Gedanken seien vor allem beim Verletzten, dem der Club eine schnelle Genesung wünscht. Man wolle nun aufarbeiten und reflektieren, "wie es zu dem schrecklichen Unfall gekommen ist, um es in Zukunft besser machen und jegliche Gefahren vermeiden zu können."
Was noch zuvor geschah (die folgenden Absätze stammen aus der ursprünglichen Variante dieses Artikels): Mit einem roten Herzen wurden im Wochenprogramm DJs wie DJ Lil-J, DJ B Reezy, DJ Ray-G neben DJ Enjoey und DJ Say Whaat angekündigt. Letzterer kommentierte das Posting mit „Hands up“-Emojis, wohl bereit, den Club am Samstag einzuheizen. Auch unter diesem Kommentar entflammt eine Diskussion, die dem DJ nahelegt, den Auftritt aus Solidarität dem schwer verletzten Gast gegenüber, abzusagen. Der DJ reagierte: „Bitte höre auf, mich öffentlich zu bevormunden“ oder auch „Bitte hör auf, mich zu markieren.“ Eine ungewöhnliche Vielzahl von Instagram-Nutzern kommentierte das Wochenposting des Odeons vom Montag – nahezu alle in einer Haltung, die von der Userin Abitha_Nagu so formuliert wird: „Bin schockiert, wie damit (Anm. d. Red: dem Vorfall vom Wochenende) umgegangen wird! Wie unmenschlich kann man sein?“
Nutzer:innen forderten zuvor Entschuldigung
Mehrere Nutzer der Plattform fordern vonseiten des Odeons eine Stellungnahme und Entschuldigung. „Es geht darum, dass die das totschweigen und einfach dreist die nächste Party vier Tage später schon planen und das ohne Genehmigung“, schreibt alikamel413. Ein anderer hält fest, dass "Unfälle passieren" und man nicht alle und schon gar nicht den Club dafür verantwortlich machen könne. "Unnötige Kommentare hier, das hätte jedem passieren können", sagt der User chico.official01. Darauf erscheint der Konter-Kommentar, dass es hier vielmehr um die Forderung nach einer Entschuldigung gehe, nicht darum, dass Unfälle nicht auch mal passieren könnten.
Andere vermuteten gar hinter dem Weitermachen des Odeons unter hinter dem Vorwurf von Kommentarlöschungen, dass sich nun ein sogenannter Streisand-Effekt einstelle. Damit ist der Versuch gemeint, eine unliebsame Information zu unterdrücken, bei der die Unterdrückung dieser Nachricht aber eher das Gegenteil erreicht und noch für mehr Aufmerksamkeit sorgt.
Stadt Würzburg zeigte sich entsetzt über Theken-Feuershow im Odeon
Von einer Entschuldigung und Erläuterung des Vorfalls sah das Odeon noch bis Dienstagnachmittag ab. Ein Kenner des Nachtlebens kommentiert unter dieser Werbung: "Ich bin zutiefst schockiert, wie leichtsinnig, falsch und fahrlässig von den Damen an der Bar gehandelt wurde.“ Diesem schließt sich offenbar auch die Stadt Würzburg an. Pressesprecher Christian Weiß bezog mit den Worten „Wir sind entsetzt!“ Stellung zur Feuershow, für die es laut Informationen der Feuerwehr Würzburg und des Ordnungsamtes keine Ausnahmegenehmigung gegeben hatte. Das Odeon hat seine Kommentarfunktion auch unter dem Statement bis auf weiteres deaktiviert.