Würzburger Mockumentary TechTok gibt süffisanten Einblick in die Veränderungen der elektronischen Musikszene. Foto: Hannah Fritz

Würzburg

Würzburger Film TechTok nimmt Veränderungen in der Technoszene aufs Korn

Über 3.500 Mal wurde TechTok, eine Mockumentary aus Würzburg, in den ersten Tagen auf Youtube aufgerufen. Die 18 Minuten nehmen Bezug auf die sogenannte Generation der TikTok-Raver, die für ein verändertes Feierverhalten in der Technoszene stehen. „Ihr habt bei mir nicht nur einen Nerv, sondern das ganze Rückenmark getroffen“, schreibt ein Kommentator. Doch worum geht es?

Zunächst muss geklärt werden, was eine Mockumentary ist. Dahinter verbirgt sich ein Kunstbegriff für Filme, die wie eine Dokumentation aussehen, aber das eigentliche Thema verspotten. Dazu Filmemacherin Hannah Fritz: „Wir haben uns bewusst für dieses Genre entschieden, da wir so durch eine überspitzte Darstellung realer Ereignisse auf eine humorvolle und zugleich kritische Herangehensweise auf das Thema aufmerksam machen und die Zuschauer so zum Nachdenken anregen wollten.“

Die beiden Würzburger Filmemacher:innen Hannah Fritz und Otto Entzeroth, nebenbei erwähnt sehr reale Personen, zeigen mit TechTok nicht reale Charaktere des Clubs „Talhain“ – eine Anspielung auf das Berghain in Berlin, nur eben auf Talfahrt – und interviewen diese. Die Personen sind allesamt Würzburger Schauspieler:innen. Und die halten zum Teil gar nichts vom Smartphone-Nachwuchs, das mit Fetisch-Kleidung den Club unsicher macht.

Filmemacherin: TikTok zeigt Trends und Normen, die Individualität und Freiheit verschwinden lässt

„Grundsätzlich ist es ja zunächst positiv, dass Techno und die ganze Clubkultur durch Plattformen wie TikTok mehr Aufmerksamkeit erhalten. Was wir aber sehr kritisch sehen, ist, dass die dort gezeigten Trends und Normen immer mehr dazu führen, dass die ganze Individualität und Freiheit, für die die ganze Techno-Kultur ja eigentlich steht, dadurch immer mehr verloren geht“, sagt Hannah Fritz, die selbst in einem Würzburger Club arbeitet. Dort beobachtete sie folgendes: „Ich sehe, wie vor allem die jüngeren Clubbesucher trotz des Foto- und Video-Verbots immer wieder ihre Smartphones zücken und mitfilmen, was den sicheren Raum, den wir den Gästen eigentlich bieten wollen, zunehmend beeinträchtigt. Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass viele ihren Clubbesuch nur noch für ihre Selbstdarstellung auf Social Media nutzen und nicht mehr, um den Moment zu leben.“

TechTok: Projekt dauerte zehn Monate

Der Film entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit und entwickelte sich von einer kleinen Produktion zu „einem größeren Herzensprojekt.“ Laut Hannah Fritz dauerte das Projekt von der Konzeptentwicklung bis hin zur Veröffentlichung zehn Monate. Beide seien sehr perfektionistisch gewesen und wollten sicherstellen, „dass das Endprodukt unseren Vorstellungen entspricht und vor allem unsere Botschaft effektiv vermittelt.“

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