Ein Antrag der CSU-Ratsmitglieder Rainer Schott, Anke Stumpf und Kurt Schubert im Bau- und Ordnungsausschuss des Würzburger Stadtrates wirbelt die Gastro-Szene in Würzburg auf. Zum Unmut der feiernden Bevölkerung wollten die CSUler von der Verwaltung eine "Zusammenschau und Erfahrungssammlung", wie andere Städte mit dem Thema Sperrzeitverlängerung umgehen.
Verlängerte Sperrzeit = weniger Ruhestörungen und Schlägereien?
In der Begründung heißt es, immer mehr bayerische Städte würden die Sperrzeit wieder einführen. Alkohol, Lärm und Schlägereien gehören zu den Gründen für die Maßnahme. In der Praxis könnte es in Würzburg dann irgendwann wie in Passau laufen. Hier müssen Kneipen am Wochenende im Stadtgebiet bereits um drei Uhr schließen. In Bamberg sind sämtliche Lokalitäten spätestens um vier Uhr dicht, in Deggendorf muss bereits um zwei Uhr die Kneipentür abgeschlossen werden. Wer in Deggendorf ein besonderes öffentliches Interesse nachweisen konnte, darf bis vier Uhr öffnen.
Bamberg, Deggendorf, Regensburg und Passau teilten ihre Erfahrungen mit Würzburg, die wir hier zusammenfassen:
- Bamberg (73 300 Einwohner), Sperrzeit ab vier Uhr am Wochenende, ab zwei Uhr unter der Woche
Die Erfahrungen mit der verlängerten Sperrzeit seien "nur gut". Die Polizei stelle fest, dass die Stadt sehr viel früher zur Ruhe komme, was vor allem den Anwohnern zu Gute komme. Zugleich gebe es weniger alkoholbedingte Einsätze für die Beamten.
- Deggendorf (36 400 Einwohner), Sperrzeit von zwei bis sechs Uhr
Deutlicher Rückgang der Ruhestörungen. Keine negativen Auswirkungen, auch keine Kneipenschließungen durch verlängerte Sperrzeiten
- Regensburg (160 000 Einwohner), beschränkte Sperrzeit von zwei bis sechs Uhr
Die verlängerte Sperrzeit habe eindeutig zu einem Rückgang der Anwohnerbeschwerden geführt, lautet die Auskunft der Stadt.
- Passau (50 600 Einwohner), Sperrzeit am Wochenende ab drei Uhr in der Altstadt
Die Regelungen hätten sich bewährt. Es gebe aktuell fast keine Lärmbeschwerden.
Allerdings sei die verlängerte Sperrstunde für die junge Clubszene "ein herber Schlag" gewesen, sagt Ulrike Siebenhaar von der Stadt Bamberg. "Wir versuchen sie jedoch über Sondergenehmigungen zu unterstützen. Im Sommer könne man auch beobachten, dass sich bei sehr schönem Wetter die Feiernden nach dem Beginn der Sperrzeit nach draußen verlagern würden. Deshalb seien die Einsätze der Polizei direkt nach Beginn der Sperrstunde leicht gestiegen, sagt sie. "Danach gehen sie aber rapide zurück".
Studie zu verlängerten Sperrzeiten mit eindeutiger Botschaft
Am Beispiel Bamberg zeigt sich allerdings, dass die verlängerte Sperrstunde nicht in Zusammenhang mit der Anzahl der Straftaten steht. Die Formel „Je strikter die Sperrzeit desto weniger Straftaten" greife eindeutig zu kurz, heißt es hier von Seiten einer Projektarbeit der Universität Bamberg mit der Hochschule Dresden. Rückenwind bekommt diese Erkenntnis auch von den Ergebnissen weiterer Studien zum Thema, die alle auf einen ähnlichen Nenner kommen.
Sollte der Vorschlag einer verlängerten Sperrzeit für Würzburg tatsächlich spruchreif werden, also als Empfehlung für den Stadtrat vorgelegt werden, darf mit ordentlichem Gegenwind gerechnet werden. Schon jetzt gab es Proteste gegen eine befürchtete Sperrzeitverlängerung von Seiten der Studierendenvertretung an der Universität und den Jusos.